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21.05.2023 Kategorie: Gemeinde

Gott gebe dir vom Tau des Himmels

und vom Fett der Erde und Korn und Wein die Fülle!

Wow. Der Monatsspruch zum Juni dieses Jahres klingt satt und rund in den Ohren. Nach Sommer und Sonne, nach Liegestuhl und Zurücklehnen, nach Urlaub und Genuss. 
Allein: Stimmt natürlich leider nicht so richtig. Zumindest noch nicht im Juni. Zwar lassen sich schon Erdbeeren und Spargel genießen, aber alles andere braucht wohl doch noch eine Menge Wachstum und schließlich auch menschliches Mittun, bis das Korn im Sommer eingeholt werden kann und der Federweiße im Herbst auf den Tisch darf. 

Der Tau des Himmels ist der Regen, der Pflanzen, Tier und Mensch gleichermaßen Lebensgrundlage ist. Natürlich gerne zur rechten Zeit, solange die Pflanzen im Wachstum sind und die Früchte sich füllen sollen. Und dann die Sommersonne, damit alles, was gewachsen ist, gut eingeholt werden kann – und schließlich eine gelingende Verarbeitung, um sich am Ende dann wirklich mit vollen Scheunen und Vorratskellern zurücklehnen zu können.

Allein: Von solchem Alltag sind die meisten von uns weit weg. Wir gehen eher in den Supermarkt und genießen im ganzen Jahr die Fülle, die unsere Welt bis zu den Erdbeeren im Dezember zur Verfügung stellt. Kein Wunder, wenn es dann manchem schwer fällt, sich überhaupt zu verdeutlichen, was hinter all der Supermarktfülle steht. Irgendwie weiß man das zwar alles auch, aber die Angewiesenheit auf den Reigen der Jahreszeiten und Entwicklungen in der Natur, die spüren wahrscheinlich eher wenige. 

Vielleicht liegt es auch daran, dass vielen unter uns schwer fällt, ihren konsequenten und gleichzeitig gelassen umsichtigen Zugang zum Umweltschutz zu finden. Stattdessen erlebe ich die derzeitigen Diskussionen und Aktionen oft als seltsam unzeitig, wenn auf der einen Seite stärkste Restriktionen gefordert werden, auf der anderen Seite aber mehrfach im Jahr in den Urlaub geflogen oder die Kreuzfahrt gebucht wird. Nicht dass ich es dem einzelnen nicht gönnte, allein die Gesamtbilanz sieht dunkel aus. Und dann gibt es wieder Forderungen im Bereich des Umweltschutzes, die mich staunen lassen, weil sie mir zwar gut gemeint, aber nicht wirklich gut gemacht erscheinen. 

Was braucht es für das gute Zusammenleben von Mensch und Umwelt? Die Frage ist relevant. Unbedingt. Und die Frage nach Verzicht gehört hier mit hinein – allerdings weniger in der Theorie als in der Praxis. So ist das, wollten wir wirklich etwas verändern. Und zwar in der Bandbreite von Kleidung, Mobilität, Wohnen und Nahrung. 

Der Herr gibt weiter seinen Tau vom Himmel und er gibt vom Fett der Erde. Davon durften wir in den letzten Jahrzehnten mehr als viele Generationen vor uns spüren. Und ganzjährig die Fülle feiern. In allen Bereichen lebten und leben wir im Übermaß. Allerdings merkt meine Generation mit knapp 50 so langsam, dass die Sanierungsstaus groß sind und viele. Wie der Erdüberlastungstag Ende Juli und in Deutschland bereits Anfang Mai sehr deutlich auf ein Problem unseres Lebenswandels hinweist, sehen wir unsere Dörfer und Städte an und wissen leider nicht ganz so genau, wie und wo und was anfangen mit einer Fülle, die in die Jahre gekommen ist. 

Es braucht wieder einen neuen Willen zur Gestaltung. In der Gesellschaft. Für die Umwelt. Und wie sollte es anders sein: Auch kirchlich. Es wird Menschen brauchen, die anpacken, sollen auch unsere Kinder noch den Tau des Himmels und das Fett der Erde genießen. Der Segen ist da. Von ihm zu erzählen, ihn in schönen Räumen zu teilen, dem Nächsten liebend zu begegnen, die Schöpfung als gnädiges Geschenk zu achten – um all das zu bewahren, braucht es Menschen, die mittun. 

Unter der guten Verheißung, dass wir im Herbst sitzen werden, das Korn in den Scheunen, das frische Brot auf dem Tisch, vielleicht Butter und Salz und Wein dazu.

Es grüßt Sie herzlich Ihre Pröpstin
Katja Witte-Knoblauch

Beitrag von Katja Witte-Knoblauch